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Universelle Liebe

 

Inhaltsverzeichnis

 

Die universelle Liebe

Wenn Klienten zu mir in die Praxis komme, sage ich häufig, dass es auch ein wichtiges Thema zu klären gibt, kurz- oder langfristig gesehen, und zwar das der Liebe. Viele glauben es mir am Anfang nicht, aus verschiedenen Gründen. Sie sagen, sie hätten damit kein Problem, wogegen allerdings ihre Symptome, z. B. Diabetes oder Beziehungsprobleme, sprechen. Oder sie behaupten, dass Liebe etwas ganz anderes ist. Sie verwechseln sie mit gefühlter Loyalität, z. B. der Familie gegenüber, oder mit der romantischen Liebesvorstellung am Anfang der Beziehung. Bei der universellen Liebe geht es aber nicht um die romantische Vorstellung, Schmetterlinge im Bauch zu haben. Das sind zwei grundverschiedene Sachen. Die universelle Liebe ist eine besondere Energie. Wie das bei Energien so ist, ist es einfacher, sie spürbar zu machen, als sie zu beschreiben. Allerdings braucht es am Anfang, wenn man sie nicht kennt oder vergessen hat oder durch ein anderes, menschen- oder familiengemachtes Liebes-Konzept ersetzt oder überschrieben hat, eine erste Annäherung, die auch Beschreibungen und Bilder beinhaltet. Die Gefahr besteht natürlich auch hier, dass man dann versucht das Konzept und diese Beschreibung zu leben. Damit hat man rein gar nichts gelöst, sondern nur ein weiteres Konzept etabliert. Auf diese Gefahr hin versuche ich, die universelle Liebe zu beschreiben. Dem Leser empfehle ich auf jeden Fall eine energetische Auseinandersetzung mit der universellen Liebe, auch wenn es weh tut. Wobei wir beim ersten Punkt wären.

Universelle Liebe weckt den alten Schmerz und heilt

Das Besondere an der universellen Liebe ist, dass sie dort, wo sie auftaucht, alte Wunden aufreißt. Es schmerzt, manchmal höllisch. Gleichzeitig hat sie immer die Heilung an ihrer Seite, so dass alles, was an Schmerz hochkommt, sofort geheilt wird. Das ist so, als würde sie die Türen zu dunklen verschlossenen Kellerräumen aufreißen und sie mit Licht fluten. Es ist ein wundervoll einfaches Prinzip. Wenn ich es manchmal erkläre, können mir Klienten nicht glauben, dass das so einfach funktioniert. Manchmal ist es am schwierigsten, einfach funktionierende Lösungen anzunehmen.

Mutter, schwangere Frau als Personifikation der Liebe

Menschen, die der universellen Liebe der Form nach am nächsten kommen, sind Mütter oder die, die dabei sind, welche zu werden. Natürlich sind sie nur Menschen und stellen die universelle Liebe nie in ihrer Perfektion dar. Ganz häufig ist sogar das Gegenteil der Fall, wenn ihre psychischen Muster die universelle Liebe am Wirken hindern. So entsteht die Lieblosigkeit, die mal ihre hässliche Fratze zeigt, sich aber manchmal auch in ganz feinen auserwählten Gewändern präsentiert. Wer aber genau hinsieht und v. a. die Energiequalität in der Ausstrahlung abgleicht, wird ein Fake zuverlässig erkennen: eine Frau, die sich unglaublich mütterlich und friedlich verhält, dabei aber viel Übergewicht mit sich herumträgt; oder eine Frau, die beteuert, ihr Kind sehr zu lieben und die Fehler ihrer Eltern nicht wiederholen zu wollen; eine Frau, die unbedingt eine gute Mutter sein oder werden will; eine Frau, die bereit ist alles dafür zu tun, schwanger zu werden, die unbedingt ein Kind haben will usw. usf.

Die Lieblosigkeit

Die Lieblosigkeit ist also die Folge von psychischen und emotionalen Blockaden, ein By-Pass sozusagen, und zwar am alten Schmerz vorbei. Die Lieblosigkeit kann sich in Gewalt, Desinteresse und Vernachlässigung äußern, aber auch in Verwöhnung*, erhöhtem Interesse, einem fast Verschlingen des anderen Menschen. Man spricht dann auch von zu wenig oder zu viel Liebe und übersieht dabei, dass es sich dabei gar nicht um Liebe handelt. Von ihr gibt es nämlich kein Zuviel und kein Zuwenig. Entweder sie entspricht sich selbst oder sie ist es nicht. Ihre Energie hat eine bedingungslose Qualität. In Aufstellungen sagt sie: "Ich liebe all meine Kinder: die Pflanzen, die Tiere, die Menschen." Oder: "Ich muss nicht verdient werden. Jeder kann zu mir kommen und mich nehmen. Ich bin eine unendliche Quelle. Du musst nur trinken. Und du kannst jederzeit zu mir kommen und dich aufladen." Ihr ist es egal, ob man zu den Guten oder zu den Schlechten gehört. Sie schließt alles Leben mit ein. Sie urteilt nicht. Sie lässt absolut frei, stellt keine Ansprüche und hegt keine Erwartungen.

Liebeskonzepte, die dagegen auf Erziehung basieren, sind ausschluss-orientiert: Benimmst du dich gut, wirst du geliebt. Verstößt du gegen die Regeln, wirst du ausgeschlossen. Oder sie neigen in einer etwas modernen Form dazu, die Kinder zu grillen zwecks narzisstischen Missbrauchs: "Seht her, was mein Kind alles Tolles kann!" Deswegen fühle ich mich gut als Mutter / Vater. Mein Kind ist für meinen Selbstwert da. Und da sind wir schon bei der falschen Liebe gelandet. 

Falsche Liebe, falsche Konzepte

Tja, wer will schon von seinen Eltern oder anderen Menschen, die einen lieben, als Energielieferant für eigene Zwecke benutzt werden? An sich ist es ja ein Betrug. Man kommt auf die Welt, um geliebt zu werden, wie das Baby in der Serie "Die Dinos" absolut zu Recht einfordert: "Ich bin das Baby. Du musst mich lieb haben!" Und dann kommt man auf die Welt und erlebt vielleicht die erste große Enttäuschung: Die Liebe ist gar nicht da oder nicht so, wie man sie braucht. Gut, man kann dann das Ganze abbrechen und sagen: So nicht! Ohne die Liebe will ich nicht leben! Oder aber man schaut, was man sonst noch bekommen kann. Um den Schmerz dieser Entscheidung zu cachieren, etabliert man Konzepte, die den Zugang zur universellen Liebe versperren. Die Klassiker aus der Praxis sind: "Ich habe sie nicht verdient. Ich bin ihrer nicht würdig. Ich muss etwas tun, um sie zu verdienen; ich darf sie nicht einfach so nehmen." Oder: "Die falschen Konzepte sind doch nicht falsch: Wenn jemand in mein Leben eingreift, mich manipuliert, mir Ratschläge erteilt, zeigt es doch, dass er sich um mich sorgt. Und diese Sorge beweist die Liebe." So gesehen ist dann auch jede Angst und jede Einschränkung der Freiheit und der Bewegung der anderen Menschen Liebe. Stalken und Kontrollieren ist Liebe... Gewalt ist Liebe (Wer's nicht glaubt, der sei an das russische Sprichtwort erinnert:  "Wenn er dich schlägt, liebt er dich")... Ja, so erleben manche Menschen das. Gleichzeitig tragen sie in sich die tiefe Sehnsucht, der wahren freien Liebe endlich zu begegnen und strengen sich an. Sie vergrößern ihre Mühe in der Hoffnung, am Ende von ihr besucht und belohnt zu werden. Sie halten an ihrem Leid fest in der Hoffnung durch das Leiden die Liebe verdient zu haben: "Wenn ich genug gelitten habe, kommt die Liebe zu mir und erlöst mich." Das ist aber ein kindlich-magisches Denken. Dabei ist sie die ganze Zeit buchstäblich vor ihrer Nase, sie müssen sich nur überwinden und selbst nach ihr greifen. Die Liebe ist die Steckdose und den Stecker haben sie selbst gezogen: zu schmerzvoll die Erfahrung. Und so weigern sie sich, die Steckdose wieder in Betrieb zu nehmen und bauen die verrücktesten Gebilde und Konzepte als Schutzmauern auf.

Unterscheiden lernen: echt oder falsch?

Schritt 1 besteht also darin, unterscheiden zu lernen, ob das, was man unter "Liebe" versteht, überhaupt echt ist. Man lernt, sich selbst zu durchschauen. Das ist der schwierigste Schritt überhaupt. Lieber hält der Mensch an seinen Liebesillusionen fest als sich dem Schmerz dieser Liebesillusionen auszusetzen. Dabei bleibt aber auch der Zugang zur echten Liebe verschlossen. Am einfachsten lassen sich die falschen Konzepte aufspüren, indem man Situationen oder Glaubenssätze überprüft, die sich zu gut, zu perfekt anhören, besonders auch Situationen, in denen sich ein warmes nostalgisches Gefühl einstellt. Solche Situationen sind wie Urlaubsfotos, die die Schokoladenseite des Urlaubs vorzeigen sollen. Alles andere wurde unter den Teppich gekehrt.

Eine Klientin erinnerte sich an die Erzählung ihrer Mutter, wie schön es war, mit ihr im Kinderwagen spazieren zu gehen. Die Mutter bereitete sich auf eine Prüfung vor und erzählte dem Baby den Stoff. Das Baby hörte aufmerksam zu. Diese Geschichte wurde der Klientin immer wieder erzählt, übrigens auch ein Hinweis auf eine Idealisierung. Wir stellten die Situation auf. Die Körpererinnerung der Klientin zeigte etwas ganz anderes: Zwischen Mutter und Baby herrschte wenig Kontakt von der Seite. Meldete das Baby seine Bedürfnisse an, drehte sich die Mutter ganz weg. Das beantwortete die Frage der Klientin, was sie daran hinderte, auch noch in ihrem aktuellen erwachsenen Leben auf sich aufmerksam zu machen. Die Mutter war froh, dass sie sich ablenken konnte. Sie war nur mit dem Kopf da, emotional aber nicht für das Baby anwesend. So zerfiel die Liebes-Illusion und ermöglichte der Klientin einen Ausstieg.

Raus aus den falschen Konzepten

Der Ausstieg kann weh tun. Bevor die heilende Kraft der Liebe einsetzt, kommen meistens noch die verdrängten Gefühle von Wut, Hass, Rache, Groll, Scham usw. auf. Sie sollen ebenfalls zielgerichtet ausgedrückt werden. Bislang wurden sie entweder komplett unterdrückt, somatisiert (also in Körpersymptome umgewandelt), in sich reingefressen (Körperfett, Verdauungsprobleme u. Ä. sind die Folgen) oder mit Stellvertretern ausagiert, also auf andere Menschen und Situationen projiziert: Firmen, Institutionen, Politik, Nachbarn usw. usf. Ist dieser Schritt erledigt, erscheint meistens die universelle Liebe, die dem Klienten eine Anbindung anbietet. Das ist der Punkt, der sich manchmal sehr schnell vollzieht: Der Klient fällt ihr in die Arme und lässt los. Oder er steht da vor dem, was er sich so sehr gewünscht hat, und kann es nicht annehmen. An dieser Stelle ist eine ganz langsame Annäherung sinnvoll sowie das Lösen von noch wirkenden Verboten à la "Ich habe es nicht verdient". Ist eine Energieübertragung möglich, setzt der oben beschriebene Verwandlungsprozess ein. Schmerz wird gefühlt und im nächsten Moment losgelassen. Der Körper kribbelt, wird freier und mit Liebe vollgetankt. Manchmal ist am Anfang nur eine kleine Tankladung möglich, da der Tank nach einem jahrzehntelangen Fasten winzig ist.

Die wahre Liebe als Archetyp und Symbol

Die wahre, die universelle Liebe wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich dargestellt. 

Ich muss gestehen, dass mir der christliche Archetyp der Maria sehr fremd ist. Sie wirkt auf mich leidend, eher schwach. Ich spüre in ihm nicht die universelle kraftvolle ruhige Energie. Ich spüre viel Opferrollen-Energie darin. Aber vielleicht verbindet sich der Leser etwas anderes mit diesem Archetypen oder hat da andere Erfahrungen als ich. Aus dem christlichen Kontext würde ich persönlich den symbolischen Ausdruck "Mutter Erde" im Gegensatz zu "Vater Himmel" vorziehen. In diesem Symbol wird die Erdverbundenheit der Liebe und ihre materielle Komponente deutlich. Durch ihre Liebe werden Dinge erschaffen. So gesehen ist jeder und alles Liebe, wenn manchmal auch sehr verzerrt oder verunstaltet.

Pachamama kommt da der universellen Liebesenergie näher. Sie stammt aus dem Kosmos / dem Sein (Pacha) und verbindet die unteren und oberen Energien, so dass Leben erschaffen werden kann. Sie ist erd- und naturverbunden. Aus der nordischen Mythologin könnte Frigg / Frija als Schutzgöttin des Lebens und der Mutterschaft passen, nach der auch unser Freitag benannt ist. Aus der griechischen Mythologie Gaia, die personifizierte Erde, zumal sie auch direkt dem Ursprung / dem Chaos ohne Befruchtung entstammt, genauso wie die Pachamama, womit sie im besten Sinne universell ist. Wenn Ihnen als Leser eine dieser Gottheit nahe ist, können Sie sie in Ihrer inneren Arbeit als Zugang zu dieser Energie benutzen, wenn Ihnen "universelle Liebe" zu abstrakt erscheint. Das funktioniert!

Die lieblose Gesellschaft

Nur kurz gehe ich auf den gesellschaftlichen Zusammenhang ein, denn wir leben in einer lieblosen Gesellschaft. Vieles wird uns als Liebe verkauft, was gar keine ist. Einiges, was Liebe ist oder sein könnte, wird verschwiegen, schlecht geredet oder sogar verboten. Macht und Sucht sind konträr zur universellen Liebe, ebenso jegliches Kontrollbedürfnis. Kinder werden in ihrem Wert auf ihre Zukunft auf dem Markt reduziert. Als Hauptleidtragende der Corona-Krise machen sich z. B. die Verantwortlichen Sorgen um ihr Recht auf Bildung und versuchen es, durch Bildungsprogramme wiedergutzumachen. Liebloser geht es nicht! Und das ist nur ein kleines Beispiel von unendlich vielen. Die Lösung? Damit muss jeder von uns anfangen. Je mehr Menschen sich mit ihren Ängsten, auch mit den tiefen diffusen, auseinandergesetzt, ihren Schmerz angenommen und die wahre Liebe getankt haben, desto mehr wird sich auch unsere Gesellschaft verändern, denn wir sind die Gesellschaft. Zugegeben: Das kann noch eine Weile dauern! Kein Grund, es noch länger aufzuschieben!

 

*  vgl. auch mit dem kulturell definierten und stark kritisierten Materialismus, der besonders viel Wert auf Materielles legt und lieblos ist, obwohl genau die Materie, da steckt ja auch Mater, Mutter drin, der Ausdruck der Liebe ist. Die Lösung wäre, nicht auf Materielles zu verzichten, sondern die Materie in jeder Form zu lieben; dann braucht man auch kein Zuviel mehr. Zurück zum Text

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie habe ich Liebe in meinem Leben erlebt?
  • Kenne ich die Liebesillusionen meines Lebens oder habe ich sie noch nicht enttarnt?
  • Habe ich schon Kontakt zur universellen Liebe gehabt? Ist mir ihre Energie bekannt? Vielleicht sogar vertraut? Oder ist sie für mich noch ein fremdes Konzept, dem ich versuche näherzukommen?
  • Wie gelassen oder ängstlich stehe ich der Schmerzkonfrontation entgegen, die die universelle Liebe häufig bei der Begegnung mit ihr auslöst? Bin ich darauf eingestellt und vertraue ich auf das Heilende darin oder überwiegt noch die Angst vor dem "Zuviel"?

 

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