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Alle meine Anteile: von der inneren Vielfalt des Menschen

 

Inhaltsverzeichnis

 

"Alle meine Anteile" ist eine Artikel-Reihe zur inneren Vielfalt des Menschen. Das ist der einführende Artikel zum Überblick. In weiteren Artikeln werde ich auf bestimmte besonders interessante oder besonders mächtige innere Anteile eingehen, wie z. B. den inneren Lehrmeister, den Arschengel, den Harmoniesüchtigen, den inneren Saboteur und viele andere.

 

Dass wir Menschen aus verschiedenen Anteilen bestehen, hat sich bereits bis in den Alltag herumgesprochen. Die Tiefenpsychologie und auch die Systemik gehen davon aus, dass unsere Psyche aus verschiedenen Anteilen besteht. Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse, ging von kindlichen, erwachsenen und elterlichen Anteilen aus. Das ist die grobe Aufteilung. Im Einzelnen gibt es eine schiere Zahl an verschiedensten Anteilen in unterschiedlichsten Reifestufen. Die Anteile werden im Idealfall von einem gesunden und stabilen Ich zusammengehalten. Im Idealfall. Unsere Persönlichkeit ist wie ein Spiegel. Hat der Spiegel viele Schäden genommen oder ist er sogar zersplittert, müssen im schlimmsten Fall die einzelnen Stücke als einzelne Ich-Persönlichkeiten fungieren. In der Psychiatrie spricht man dann von der dissoziativen Identitätsstörung (Multiple Persönlichkeitsstörung). Die einzelnen Anteile und einzelne Teile des Spiegels, die wenig mit den anderen Teilen des Spiegels verbunden sind, verfügen über einen eigenen Namen und eine eigene Ich-Funktion. So kann eine Teil-Persönlichkeit eine Brille brauchen, die anderen aber nicht. Oder eine von ihnen reagiert allergisch auf etwas, alle anderen aber nicht. Die eine ist sanftmütig, die andere steinhart. Dieses Thema wurde in jüngster Zeit auch literarisch aufgearbeitet (s. z. B. „Ich und die anderen“). Wir „Normalos“ haben im Normalfall einen Spiegel, der einigermaßen zusammenhält. Es gibt Risse, abgesplitterte Anteile, kaputte Stellen, verfärbte Stellen, ersetzte oder überklebte Stellen, aber im Großen und Ganzen wissen wir, wer wir sind und fühlen uns als ein „Ich“. In unserem persönlichen Spiegel spiegelt sich aber auch der überpersönliche Spiegel, der alle Erfahrungen und archetypischen Bilder der Menschheit trägt. Diese Anteile bezeichne ich als überpersönlich, denn sie sind größer und tragen mehr Informationen, als es uns durch unser zeitlich und räumlich begrenztes Ich-Leben jemals möglich wäre zu sammeln und zu verarbeiten. Fangen wir aber erst einmal bei den persönlichen Anteilen an. Hier gibt es verschiedene Unterteilungen: 

Kind-Erwachsener-Eltern

Wie Eric Berne in seiner Transaktionsanalyse festgestellt hat (und wahrscheinlich nicht nur er!), haben wir viele Anteile in uns, die sich den Kategorien "Eltern", "Erwachsener" und "Kind" zuordnen lassen. Die Elternanteile stehen sozusagen auf einem Podestchen. Sie urteilen, kritisieren, richten, verwöhnen oder aber sie zeigen sich fürsorglich, gewähren Schutz und setzen einen Entwicklungsrahmen fest. Die erwachsenen Anteile reagieren erwachsen, das heißt, sie sind nicht sonderlich emotional, sondern klar, ruhig und bestimmt. Sie wissen, was sie wollen, sind aber auch zur Kooperation bereit. Die kindlichen Anteile sind an die kindlichen Bedürfnisse der Liebe und Fürsorge, aber auch an Freiheit, Spiel und Genuss gekoppelt. Wurden diese Bedürfnisse in der Kindheit unzureichend befriedigt, neigen die inneren Kinder dazu sich überanzupassen oder zu rebellieren. Manchmal verschwinden sie ganz von der Oberfläche – so, als hätte es sie nie gegeben, und kommen dann gern z. B. als ein körperliches Symptom zurück. Womit wir bei unbewussten Anteilen wären.

Bewusste und unbewusste Anteile

Einige Anteile sind uns bewusst: die Stimmen im Kopf, die Art, wie wir auftreten, die wir wahrnehmen können und die auch von anderen zurückgespiegelt wird, die nagenden Gefühle von Schuld und Scham, die auftauchen und uns beschäftigen. All diese Anteile sind auch mit weniger bewussten Anteilen verbunden. Einige sind durchaus bewusst bzw. nah an der Bewusstseinsgrenze: ein plötzlicher ungewohnter Gedanke, den wir sonst nie denken und der im nächsten Moment wieder verschwunden ist. Ein kurzer spontaner Impuls, der sofort unterbrochen wird. Solche Anteile tauchen aus dem Unterbewusstsein auf, werden aber sofort dahingeschickt, wo sie scheinbar hingehören: ins Unbewusste. Im Unbewussten lauert aber noch viel mehr, z. B. alles, was wir als das Dunkle und Gefährliche erachten. Das ist individuell, aber auch kulturspezifisch. Und dann noch alles, was aus dem Bewusstsein in den Körper verbannt wurde. Diese Kopfschmerzen oder der Hautausschlag oder oder... Dann haben wir ein Symptom, aber es fühlt sich nicht so an, als wäre es ein Teil von einem selbst. Das merkt man auch an der Ausdrucksweise: "Ich habe eine Krankheit / Ich habe ein Symptom". Da steckt das Verb "haben" drin, das natürlich etwas ganz anderes ist als "sein". Die Krankheit / das Symptom verweist ja auf Anteile von mir, ja sie / es ist sogar so ziemlich das Ur-Eigenste von mir, das ich aber ablehne, weil es sich mit etwas Fremdartigem vermischt, in Verbindung steht oder weil es einfach falsch "etikettiert" wurde. Eine falsche Etikettierung ist übrigens gar nicht einmal so selten, wo wir beim nächsten Punkt wären.

Ich und "kein Ich"

Eine gesunde Psyche unterscheidet gut zwischen "Ich" und "kein Ich". Diesen Gedanken habe ich gedacht. Und mein Gegenüber hat einen anderen Gedanken geäußert, der nicht der meine war. So weit, so gut. Solange sich das alles aus den erwachsenen Anteilen speist, ist es stimmig. Das merkt man auch an der inneren Entspannung. Kommt aber Spannung herein, z. B. Werturteile, Vorwürfe, strikte Ablehnung, starke Abgrenzungsbestrebungen, sind das alles Hinweise aus eine Selbst-Täuschung: Das vermeintliche Fremde ist wahrscheinlich das sehr stark abgelehnte Ur-Eigenste. Arno Gruen hat unzählige Bücher zu diesem Phänomen geschrieben, z. B. "Der Fremde in uns". Der Leser sei an dieser Stelle eingeladen, eine Liste zu erstellen an allen Menschen und Verhaltensweisen, von denen er sich meilenweit abgrenzen möchte, was häufig mit einer mehr oder weniger starken emotionalen Reaktion einhergeht. Im nächsten Schritt folgt dann die Überprüfung, was man davon (unbewusst) in sich trägt. Beispiel: Der Leser stellt fest, er lehnt Vergewaltigungen und Vergewaltiger ab, reagiert mit Ekel, Abscheu und Zorn darauf. Eine an sich verständliche und natürliche Reaktion. Ist der Leser geneigt, in tiefere Schichten seiner Psyche abzusteigen, so fühle er sich angeregt, zu erforschen, welche Anteile von sich er ver-gewalt-igt, also z. B. ins Unbewusste verbannt und am Leben hindert. Es ist gar nicht so einfach, das zu erforschen, denn bei solchen existenziellen Fragestellungen sind unsere Schutzanteile massiv am Wirken.

Gesunde Anteile – Schutzanteile – Traumaanteile

Die Schutzanteile lassen nicht zu, dass wir an etwas kommen, was wir uns nicht eingestehen wollen und was uns in echt oder nur scheinbar traumatisiert hat. Sie entstehen dadurch, dass wir bestimmte Erfahrungen nicht vollständig abgeschlossen haben. In diesen nicht vollständig abgeschlossenen Erfahrungen befinden sich unsere jungen Anteile, die von den Schutzanteilen beschützt werden. Diese jungen Anteile befinden sich zwangsläufig auf der Entwicklungsstufe, auf der die nicht abgeschlossene Erfahrung geschah. In der Fachwelt spricht man häufig von Traumatisierungen. Es kann aber auch Erfahrungen betreffen, die nicht per se traumatisch sind, sondern einfach hochenergetisch, z. B. die Begegnung mit der bedingungslosen Liebe. Waren wir noch nicht imstande diesen hohen energetischen Zustand der bedingungslosen Liebe einzunehmen, haben wir uns ihm verwehrt. Ein Schutzanteil und durch nachfolgende Lebensereignisse wahrscheinlich noch einige andere sind entstanden. Es sieht wie ein Knäuel aus und das lässt sich auch wieder auseinanderspinnen. Manchmal reicht es nur am richtigen Faden zu ziehen, und die Quintessenz der Erfahrung zeigt sich. An dieser Stelle sind die gesunden Anteile gefragt, eine Entscheidung pro Lösung zu treffen. Die Schutzanteile sind nämlich immer pro Status quo, auch wenn sie manchmal ultra raffiniert sind und progressives Denken und einen Lösungswillen vortäuschen können. Jeder Mensch hat noch gesunde Anteile, durch die er sich und die Welt so wahrnehmen kann, wie er und sie wirklich sind. Sie sind jedem Menschen durch authentische Erlebnisse und Lebenserfahrungen erhalten geblieben. Wenn sich jemand mit seinen gesunden Anteilen verbindet, fühlt er sich frei, gelassen und entspannt.

Ausführliche Darlegungen zur Unterscheidung in Schutzanteile, gesunde Anteile und Traumaanteile finden Sie auch bei Franz Ruppert, z. B. in seinen Büchern oder auch in seinen Vorträgen. Was es bedeutet, im gesunden Ich zu sein, erklärt sehr anschaulich Vivian Broughton in ihrem Artikel, der sich genau diesem Thema widmet.

Opfer-Täter-Retter

Ebenfalls bei Franz Ruppert findet der interessierte Leser viele Ausführungen zu den Opfer-Täter-Retter-Dynamiken. Aber auch Berne schrieb vom berühmten Opfer-Täter-Retter-Dreieck. Das nur als Hinweis für diejenigen, die durstig nach mehr Inhalt sind. Hier auch der Verweis zum berühmten Drama-Dreieck.

Psychisch betrachtet ist jeder der drei – der Täter, das Opfer und der Retter – ein Täter. Der Täter ist am klarsten als Täter zu erkennen. Aber auch das Opfer ist ein Täter an sich selbst. Die unterdrückten Täter-Anteile, die auch im Opfer stecken, werden unbewusst an eine andere Person delegiert. Der Retter ist überheblich, will beschützen, will retten und ist alleine schon dadurch ein Täter. Außerdem ist der Retter häufig ein Täter im Verborgenen oder im vorherigen zeitlichen Geschehen. Ein Beispiel aus der Serie "Die Simpsons": Die Mutter Marge fühlt sich einsam, weiß mit ihrer Zeit nichts anzufangen. Sie weckt das Baby, das natürlich erschrickt und weint, um es im nächsten Moment mütterlich und höchstfürsorglich an sich zu schmiegen, zu trösten und zu wiegen. Wenn die vorherige Tat im Verborgenen bleibt, und sie kann auch im psychisch Verborgenen bleiben, nicht einmal dem Retter selbst bewusst sein, sehen wir in dieser Szene eine fürsorgliche Mutter, die ihr weinendes Baby tröstet. Der Weg aus diesen Kreisläufen führt nur über den Ausstieg aus der Opferhaltung. Beim Ausstieg aus der Opferhaltung gelangen wir in eine Tabu-Zone, und zwar zu den Anteilen, die das Opfer-Sein wollten.

Anteile, die den Übergriff wollten

Die Anteile, die den Übergriff, den Unfall, die Krankheit oder jede andere existenziell aufrüttelnde Erfahrung wollten, sind wahrscheinlich am weitesten vom "Ich" eines Menschen entfernt. Denn jeder Mensch bei gesundem Menschenverstand würde sofort sagen, dass er DAS, z. B. das Erleben von Gewalt, nicht wollte. Das ist naheliegend. Niemand will das! Und trotzdem gibt es in uns diese tief verborgenen Anteile, die es genauso haben wollten, die aus irgendwelchen lerntechnischen oder anderen Gründen das genauso grenzüberschreitend erleben wollten. Ihr erstes Ziel besteht v. a. darin uns mit dem Dunklen, dem Abgespaltenen in Kontakt zu bringen. Weigern wir uns, geht es dann nur auf die harte Tour. Man hat es also mit der Mahakala-Energie zu tun, die all jene auf die unsanfte Art konfrontiert, die es auf die sanfte Tour nicht verstanden haben. Mahakala ist eine buddhistische Gottheit, die dunkel aussieht und teuflische Attribute trägt. Dabei ist sie im Kern überhaupt nicht böse, sondern voller Mitgefühl und dient lediglich als Spiegel. Das Ziel der harten Tour: das Bezähmen des Geistes, das Entwickeln des inneren Reichtums und das Zerstören bzw. das Loslassen von allem, was hinderlich ist, z. B. von Illusionen und übermäßigen Ego-Schichten. Und das geht manchmal eben nur auf die harte Tour, wenn alle anderen Mittel versagten. Die Konsequenz dieses Prozesses besteht darin, dass die Bedingungen, z. B. die Lebensbedingungen, sich verbessern.

Überpersönliche Anteile

Überpersönliche Anteile haben alle zwei Gesichter. Sie sind persönlich, man kann z. B. sagen „meine Intuition“. Und gleichzeitig sind sie größer als man selbst, denn meine Intuition ist gleichzeitig auch die Intuition. Wo wir bei der Intuition gelandet sind, fangen wir die Betrachtung doch damit an!

Die Intuition

Wir halten die Intuition für etwas Persönliches und sagen dann auch "meine Intuition". Dabei ist mit "meine Intuition" die Schnittstelle zu "der Intuition" gemeint. Ein kleines Praxisbeispiel verdeutlicht den Sachverhalt: Die Intuition einer Klientin fühlte sich von derselbigen geringgeschätzt. Dabei ist die Frau gut mit ihrer Intuition verbunden und hört auf sie. Der Kontakt kam nicht zustande, es änderte sich nichts. Mir fiel auf, dass die beiden vielleicht aneinander vorbeireden. Ich fragte die Klientin, ob sie die Intuition für einen Anteil von ihr, also ihre persönliche Intuition hält, was ja auch stimmt. Sie bejahte. Spontan erklärte ich ihr, dass die Intuition zwei Gesichter hat: ein persönliches und ein universelles. Sie wertet nicht nur die persönlichen Erfahrungsdaten zwecks Bauchgefühl und Entscheidung aus, sondern alle Daten, die es gibt. Somit ist die Intuition auch eine überpersönliche Instanz und größer als ein Mensch. Das wollte die Intuition anerkannt bekommen, dass sie größer ist als die Klientin. Das sah die Klientin ein und die beiden verbanden sich aufs Neue und arbeiteten eng zusammen. Wunderschön!

Der innere Lehrmeister

Der innere Lehrmeister ist auch eine Instanz mit zwei Gesichtern. Das ist die persönliche innere Instanz in uns, die unser Lernen bestimmt und uns Aufgaben zuschickt. Gleichzeitig ist sie an größere Zusammenhänge angebunden und bringt uns so immer mit Menschen und Situationen zusammen, die genau richtig für uns und unsere Entwicklung sind. Das mögen wir nicht immer so sehen, besonders wenn wir in der Opferrolle stecken und uns fragen, warum so ein Mist ausgerechnet uns passiert. Die Verbindung mit dem inneren Lehrmeister bringt Licht ins Dunkel und ermöglicht mehr Einfluss auf das eigene Leben. Dem inneren Lehrmeister ist ein separater Artikel gewidmet: "Alle meine Anteile: der innere Lehrmeister".

Die archetypischen Energien

Die archetypischen Energien sind eng mit den sozialen und psychischen Rollen verbunden, die wir in unserem Leben einnehmen. Wenn man Mutter oder Vater ist, ist es sinnvoll, sich mit der archetypischen Vater- / Mutterenergie zu verbinden bzw. alles zu beseitigen, was diese Verbindung beeinträchtigt. Man kann sich diese Energien wie so eine Art Perfektion vorstellen. Es geht auch nicht darum, als Mensch perfekt zu sein, sondern diese Energie durch sich strahlen zu lassen. Man wird sie sich niemals untertan machen können.

Andere Energien sind z. B. in Partnerschaften und anderen Beziehungen interessant. In Partnerschaften haben wir eine königliche und eine dienende Seite. Auch ein Firmenchef hat diese Funktion: Er ist der König des Unternehmens, der sich dazu verpflichtet fühlt, seinen Angestellten durch sein Handeln zu dienen. An diesem Beispiel sieht man, wie hochgepriesen der Königarchetyp bei uns ist und wie minderwertig der Diener daherkommt. Hier ist etwas extremst aus dem Gleichgewicht geraten. Zu sehen an den vielen Machtspielen und an den vielen "Chefs", denen es nicht um das Wohl ihrer Mitarbeiter / ihrer Staatsbürger / ihrer Mieter usw. geht.

Für jemanden in einer verantwortungsvollen Position ist auch die archetypische Energie des weisen Mannes / der weisen Frau interessant. Sie ermöglicht einen weiteren Zugewinn an intuitivem Fühlen und Handeln, setzt aber noch eine weitere Portion Demut voraus. Sie merken: Je mächtiger die Energie, desto mehr wird von einem gefordert, sich der überflüssigen Ego-Schichten zu entledigen, damit sich derjenige mit dieser Energie überhaupt erst verbinden darf.

In Partner-Beziehungen sind auch die wilden Aspekte des Mannes und der Frau interessant, die häufig zu kurz kommen. Diese Position hat von mir die Bezeichnung "der andere Mann" / "die andere Frau" bekommen. Das ergab sich durch konkrete Arbeiten, da diese Energien in das Leben der Klienten tatsächlich durch den anderen Mann oder die andere Frau kamen. Ja, genau, es geht um Affären und Fremdgehen. Da diese Energien in der Partnerbeziehung, aber auch in den einzelnen Partnern wenig gelebt werden, versucht einer, sich Zugang zu dieser Energie zu verschaffen. Der andere sperrt sich dagegen. Und dann dringt jemand anders als Drittes in die Beziehung ein und repräsentiert die abgespaltene Energie. In den konkreten Arbeiten führte das Erforschen dieser Energien häufig in Grenzbereiche von Tod, Transformation und wilder Natur. Ein spannendes Gebiet, das ich persönlich gerne noch weiter erforschen möchte.

Die kreativen Anteile

Unsere Kreativität gehört zu uns und gleichzeitig kommt sie wie aus dem Nichts. Jeder, der schon einmal ein Gedicht geschrieben oder eine Melodie komponiert hat, weiß, dass die Worte oder die Musik auf einmal einfach fließen, so, als würden sie einem zugeflüstert. Man hat sie einfach da. So gesehen ist auch die Kreativität als die erschaffende Weltkraft größer als wir alle. Wir können uns ihr gegenüber verschließen oder aber sie durch uns fließen lassen. Halten wir dann das kreative Werk für etwas, was nur unser begrenztes Ich geschaffen hat, kann der nachfolgende Fall tief sein. Auch hier ist Demut angesagt, auch vor den eigenen Kreationen.

Die Ur-Instinkte

Ein Mensch ist ein geistiges und ein körperliches Wesen. Unser Körper verbindet uns direkt mit der Natur. Und so sind wir mit Instinkten ausgestattet, die uns dazu anregen, uns in Sicherheit zu bringen, uns fortzupflanzen und für unsere Nachkommen zu sorgen. Instinktiv können wir uns auch behaupten und durchsetzen. Ist die Verbindung zu diesen Ur-Kräften gestört, muss der Mensch neue Anteile, so eine Art Ersatz-Anteile, ausbilden, die mehr im Kopf und weniger im Körper sitzen. Sie sind konstruiert und geben niemals die Sicherheit, die aus den Ur-Instinkten zu haben wäre. Und sie kosten Kraft. Alles, was ur-instinktiv ist, gibt es zu einem geringen Energiepreis. Dafür muss aber auch die kopf-mäßige Kontrolle aufgegeben werden, was dem modernen Menschen zugegebenermaßen nicht so gut gefällt. Er befürchtet dann den absoluten Kontrollverlust, schneidet sich so von seinen Ur-Kräften ab und zahlt dafür eine gewaltige Rechnung. Seine erhoffte Sicherheit findet er aber auch so nicht.

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie gut kenne ich mich selbst? Halte ich mich für ein Ich und nichts mehr oder habe ich schon Einblicke bekommen, dass ich viel mehr bin als mein Ich?
  • Wie gut bin ich mit den überpersönlichen Anteilen, z. B. mit meiner Intuition, verbunden?
  • Wie gut bin ich mit meinen Ur-Instinkten verbunden?
  • Wie gut ist mir der Ausstieg aus den Opfer-Täter-Kreisläufen gelungen? Oder stecke ich vielleicht noch mittendrin und sehe mich als das Opfer der Umstände u. Ä.?
  • Welche Anteile geben mir noch Rätsel auf? Was kann ich tun, um mir sie zu erschließen?

 

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