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Der Weg ins Licht

 

Inhaltsverzeichnis

 

Intuitive Methodenauswahl

Viele meiner Klienten nutzen für sich intuitive Arbeitsweisen. Z. B. können die Themen, die "hier und heute dran sind", intuitiv zugewiesen werden. Dafür werden Gegenstände, z. B. Steine oder Bildkarten, ausgesucht, die etwas im Klienten auslösen und für diese Themen stehen. Das ist ein besonderes Gefühl, das schwer zu beschreiben ist. Die Gegenstände scheinen bereits mit Energie (Bedeutung) geladen zu sein oder die Hand geht automatisch dahin und schnappt nach ihnen. Genauso lässt sich auch das Ziel, das aktuelle oder auch das übergeordnete, bestimmen. Viele meiner Klienten greifen da zu einer weißen Position oder zu einer Kerze, kurzum zum Licht.

Der Ursprung und das Ziel

Wir alle kommen aus dem Dunklen und wollen ins Helle. Wir wollen das Licht erreichen, bevor wir uns wieder auflösen und final in das Dunkle aufgenommen werden. Aber auch während des Lebens kann das Licht immer wieder erreicht werden. Die Vorstellung, dass man buddha-mäßig erleuchtet ist und so durchs Leben geht, ist dabei vollkommen unrealistisch. Erleuchtet sind wir ohnehin schon alle, nur einige haben mehr Kontakt zum Licht (gehabt), andere mehr. Genauso verhält es sich mit dem Ursprung. Er ist immer da, unabhängig davon, wie gut der Kontakt dazu ist.

Das Licht als Taschenlampe

Der einfachste Einsatz des Lichts ist jedem Kind bekannt. Man schnappt sich eine Taschenlampe und leuchtet in geheimnisvolle und dunkle Ecken. Man erzeugt Schatten und spielt damit. Die Taschenlampe kann auch im Therapie-Setting helfen, in Ecken zu leuchten, die versteckt sind und sich sonst der eigenen Wahrnehmung entziehen. Das ist beim Bearbeiten von alten Traumata hilfreich. Die Taschenlampe gibt auch ein Gefühl von Kontrolle: Man muss nicht sofort alles sehen, was potentiell überwältigen könnte, sondern kann es Stückchen für Stückchen ans Licht holen. 

Das Licht als Wegweiser

Eine übergeordnete Bedeutung bekommt das Licht als Wegweiser. Die Frage "Wo kommst du her? Wo gehst du hin?" ist nicht einfach philosophisch, sondern existenziell wichtig für uns Menschen. Ohne ein Ziel im Leben sind wir entweder verloren-verwirrt-hilflos oder ruhelos-aktionistisch-perfektionistisch. Wir können uns mit Nebensächlichkeiten und oberflächlicher Unterhaltung ablenken oder immer wieder neue Projekte anfangen oder versuchen anderen nachzueifern, weil wir in ihr Leben etwas hineinprojizieren ("Er hat etwas, was ich nicht habe, also muss ich es auch so ähnlich versuchen."). Es fehlt aber eine Orientierung oder eine Führung von einer grundsätzlichen Bedeutung. Manche Klienten von mir bemängeln dann ihre Konzentration und ihren Fokus. Es ist aber auch tatsächlich schwierig, den Fokus, der ja auch ähnlich wie eine Taschenlampe funktioniert, auszurichten und dann auf etwas energetisch zu konzentrieren, wenn man nicht weiß, was denn nun wichtig ist und in welcher Hierarchie (Also, was die höchste Priorität, die zweithöchste usw. hat...) die Dinge zueinander stehen. Und da kommt das Licht als Wegweiser ins Spiel. Das Licht, das einem den Weg ausleuchtet und die Lebensreise, innen wie außen, erleichtert. Manchmal stellen die Klienten es in Form einer Kerze oder als eine weiße Repräsentanz selbst hin, wenn ich sie nach ihrem Ziel frage. Manchmal taucht die Zielsetzung zu einem späteren Zeitpunkt und wie "von alleine" auf. Z. B. nehme ich oder nimmt die Klientin intuitiv eine Kerze in die Hand und platziert sie im Raum. Manchmal wird sie sofort angezündet, manchmal erst zu einem späteren Zeitpunkt. Das Auftauchen des Lichts bewirkt, dass sich die Klientin ruhiger, fokussierter und klarer fühlt. Sie bekommt meist auch die Information, dass das Licht auch immer da ist. Sollte sie sich verloren fühlen, muss sie wieder nach dem Licht suchen und sich danach ausrichten. Das gibt auch Sicherheit fürs Leben.

Eine Klientin von mir kam mit dem Satz "Mir geht ein Licht auf" in die Sitzung. Den Satz hatte sie intuitiv aufgeschrieben, konnte ihn aber nicht zuordnen. Im Laufe der Sitzung tauchte eine Energie auf, die das Licht ins Spiel brachte. Diese Energie wurde im Leben der Klientin, aber auch im Leben von vielen anderen Menschen stark unterdrückt: in der Familie, im Kindergarten, in der Schule. Die Kinder sollten sich anpassen und in erster Linie brav sein und sich nach den äußeren Regeln richten. Ihr inneres Licht sollte schlimmstenfalls mit Wasser ausgelöscht und mit Füßen ausgetreten werden. Die unterdrückte Energie offenbarte der Klientin aber, dass es möglich ist, das Licht trotz all dieser Dinge im Inneren zu bewahren und am Erlöschen zu hindern – eine bewegende und berührende Szene. Ich taufte diese Energie spontan als "die Hüterin des Lichts". So eine "Hüterin des Lichts" muss in jedem von uns stecken, egal was im Leben alles geschehen ist. Von ihr bekommt man sein Licht wieder zurück. Es leuchtet innen, kann aber auch von außen als Orientierung und Führung eingesetzt werden. Grundsätzlich bekamen und bekommen wir in diesen Dingen zu wenig Führung oder die falsche, die uns von uns selbst wegbrachte. Genauer ging ich darauf im Abschnitt zum "spirituellen Waisenkind" in einem anderen Artikel ein. Die Lösungssätze bei der ersten erneuten Begegnung mit dem Licht könnten z. B. lauten:

  • „Ich habe dich (ans Licht gesprochen) so sehr vermisst. Auch wenn ich ganz anders gehandelt habe, wollte ich immer in das Licht.“

  • „Ich strebe nach der Vereinigung mit dem Licht.“

Das Licht als Erleuchtungszustand

Das Licht kann immer wieder als Zwischenziel erreicht werden. In diesem Moment erlebt der Mensch den Zustand der Erleuchtung (der vollkommenen Empathie mit sich und der Welt; es gibt keine Abwehr und keine Schutzmechanismen), den er in sein Alltagsleben mitnehmen kann. Wurden einige Aufgaben bewältigt, hat das Licht eine zusätzliche Funktion. Es kann seine Energie verstärken, so dass der Mensch für seinen weiteren Weg weitere Impulse, z. B. in Form eines Segens für den Einsatz seiner Heilfähigkeiten, bekommt. Das ist jedes Mal sehr berührend und lässt mich demütig werden. Auch wenn ich dann die Worte spreche und diese Position einnehme, bin ich nicht die, die es macht. Ich übertrage es nur. Es ist mir eine große Ehre.

Man kann sich den Licht-Zustand also als vollkommene Empathie vorstellen. Der normale menschliche Funktionsmodus urteilt. Was ist gut? Was ist schlecht? Was ist positiv? Was ist negativ? Auf diese Weise schaffen wir uns Orientierung, ein Gefühl von Kontrolle und auch eine Grundlage für unsere Entscheidungen. Wenn wir in den Licht-Modus kommen, der wertfrei ist, heißt es nicht, dass wir nie wieder urteilen werden. Das sind zwei verschiedene Funktionsweisen unserer Natur, die nebeneinander bestehen können. Mal steht der eine im Vordergrund, mal der andere, je nach Situation. Sie können auch beide nebeneinander bestehen. Ich kann über etwas, was mir erzählt wird, ein Urteil haben, in dem Moment aber mich entscheiden, das Urteil etwas abseits von mir zu platzieren und einfach zuzuhören, was der andere zu sagen hat. In den freiRaum-Sitzungen bin ich im lichtvollen Zustand. Das würde sich aber schnell ändern, wenn jemand sich z. B. eine Zigarette in meinem Heilraum anzünden würde (Ja, ich weiß, auf die Idee würde kein Mensch kommen. Es dient nur der Verdeutlichung des in diesem Fall notwendigen Wechsels.). Ich würde schnell die Grenze aufzeigen, wobei die lichtvolle Empathiewahrnehmung nicht ganz verschwinden, sondern in den Hintergrund rücken würde. Ich verurteile die Handlung, nicht den Menschen als solchen. Und das ist ein großer Unterschied. In unserer Kultur ist es häufig ein Entweder-Oder. Fällt ein Urteil negativ aus, wird häufig der ganze Mensch verurteilt. Oder man hört sich die Inhalte und Argumente von jemandem nicht an, weil er als Spinner o. Ä. gilt. Im Endeffekt ist es nur eine Abwehrstrategie, ein Reiz-Reaktions-Muster, ein Automatismus, um kein Licht in seine dunklen und abgespaltenen Bereiche kommen zu lassen. So verwehren wir anderen das Licht. In Wahrheit verwehren wir es in erster Linie uns selbst.

Das Licht ist eng mit der Integrität verbunden. Handeln wir integer, leuchten wir, selbst wenn wir uns für etwas schämen oder Angst haben. Verlieren wir die Verbindung zu uns und zum Licht, wird die Haut blass und die Augen leer. Wir werden krank.

Lichtarbeiter?

Ich konnte mit dem Begriff "Lichtarbeiter" früher nichts anfangen. Mittlerweile verstehe ich ihn so, dass sich jemand dem Licht sehr verbunden fühlt und sich von ihm leiten lässt, um auch mehr Licht ins Leben der anderen zu bringen. Nur bin ich trotzdem mit diesem Begriff und mit dieser Selbst- oder Fremdbezeichnung nicht ganz zufrieden. Es lässt sich schwer, am ehesten noch intuitiv, überprüfen, ob das jemand wirklich so lebt oder auch hier wiederum eine starke Vorstellung vorherrscht, die im Endeffekt auch nur ein Selbstwertspielchen darstellt. Der Leser sei aufgefordert, diesen Sachverhalt entsprechend zu überpüfen, bevor er sich an einen "Lichtarbeiter" wendet: Lebt jemand tatsächlich das, was er vorgibt zu leben, soweit das menschenmöglich ist, oder ist es mehr eine Phantasie? Was sagt mein Instinkt diesbezüglich? Meine Beobachtung: Diejenigen, die mit dem Licht gut verbunden sind, hängen das nicht an die große Glocke. Es ist eher etwas Selbstverständliches, das mitschwingt. Und natürlich wird auch die lichtvollste Gestalt Schatten werfen. Was den Begriff angeht, so gefällt mir "Lichtbringer" besser. Oder der Klassiker aus der freiRaum-Symbol-Kiste: der Leuchtturm.

Im Alltag

Im Alltag wird niemand, wie gesagt, wie ein Buddha nur noch in Frieden mit allem sein und komplett egolos, also ohne Schutz, durch das Leben gehen. Jeder Mensch braucht eine gesunde Ego-Struktur, um für sich sorgen zu können. Außerdem bringt das Leben immer wieder neue Aufgaben mit sich, die bewältigt werden wollen. Dabei ist die lichtvolle Grundeinstellung von Vorteil. Auch wenn es anstrengend und konfliktreich sein sollte, bleibt ab einem bestimmten Fortschritt auf der eigenen Reise das Licht immer da. Grundsätzlich ist es immer da, auch wenn kein Kontakt dazu besteht. Hat man zum ersten Mal einen bewussten Kontakt zum Licht hergestellt, wird dieser Kontakt zu Beginn der Reise immer wieder abreißen. Man wird also lernen müssen, den Kontakt zum Licht wieder bewusst herzustellen. Später wird dieser Kontakt nicht mehr oder nur noch selten abreißen. Dann hat man gelernt, ihn aufrechtzuerhalten, egal was das Leben an Aufgaben mit sich bringt. Das ist die höchste Kunst. Und so geht es immer weiter, bis man seine letzte Aufgabe erfüllt hat und voll und ganz ins Licht übergeht. Bis dahin wünsche ich dem Leser eine licht-, kraft- und bewusstvolle Reise!

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Was ist mein Ziel? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?
  • Bin ich mit allen Stationen meines Lebens verbunden? Von der Empfängnis bis zum heutigen Moment? Oder hat meine Identität Lücken?
  • Was ist meine Verbindung zum Hellen? Lasse ich es mich davon erhellen und ausleuchten? Strahle ich es auch selbst aus?
  • Was ist meine Verbindung zum Dunklen? Pflege ich dazu eine gute Verbindung oder macht es mir Angst? Finde ich es vielleicht unheimlich oder gruselig? Oder sogar irgendwie böse?
  • Bin ich bereit, meine Vorstellungen vom Hellen und vom Dunklen einer Überprüfung zu unterziehen?
  • Habe ich eine Taschenlampe, mit der ich die dunklen Flecken meiner Psyche ausleuchte oder muss ich mir so ein Hilfsmittel erst anschaffen? Oder bin ich sogar schon geübt im Umgang damit?
  • Kann ich in vielen Situationen empathisch mit mir und anderen umgehen oder werte ich im Gegenteil schnell? Muss alles positiv oder negativ, gut oder schlecht sein?
  • Muss ich mitleiden, wenn jemand leidet (oder schnell fliehen, also das Gegenteil von mitleiden)? Oder kann ich gut den Raum halten und bei mir bleiben? Verwechsle ich Empathie mit Mitleid?
  • Sitze ich in meinem Boot und folge meinem Licht? Oder lasse ich mich einfach ziellos treiben? Oder düse ich Fata Morganas hinterher? Oder versuche ich den Kapitän oder den Steuermann auf fremden Booten zu spielen? Was passiert dann mit meinem Boot? Wo steuert es hin, wenn der Kapitän sich woanders aufhält?

 

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