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"Hallo, Schatten! Komm und hol mich!" Von der Heiligkeit des Schattens

 

Inhaltsverzeichnis

 

Zum typischen Blick auf den Schatten gibt es bereits einen Artikel. Heute werfen wir einen ganz anderen Blick darauf: Wir betrachten den Schatten als etwas Göttliches und Heilsames, noch mehr als einen "Arschengel", als pure Medizin.

Der Schattenausbruch

Der Schattenausbruch wird von allen gefürchtet, sowohl vom Absender als auch vom Empfänger. Niemand will so freiwillig seine Schattenseite zeigen und schämt sich im Nachhinein dafür oder fühlt sich schuldig. Alle versuchen, den "Dämon" angekettet zu halten. Je länger sie das machen, desto eher bricht er irgendwann aus. Der Empfänger hat Angst vor der Energie, das übrigens auch zurecht, nur aus einem anderen Grunde als allgemein bekannt. Er hat Angst, dass ihm ein Schaden zugefügt wird. Allerdings kann nur das Ego Schaden nehmen. Also will der Empfänger in Wahrheit nur sein Ego schützen, wobei einige Anteile dieses Egos nicht mehr dienlich sind, sonst würde sich auch keine Attacke auf ihn richten. Die Angst ist in diesem Falle besonders groß, weil sich solche Attacken normalerweise auf solche Anteile des Egos richten, mit denen der Empfänger besonders eng identifiziert ist. Er hält sie schlicht für sich selbst. Würden sie sterben, hätte er gefühlt keine Identität mehr, was natürlich nicht stimmt.

Die Illusion

Wir halten das Opfer des Schattenangriffs für unschuldig. Der arme nette Mensch hat doch nichts getan und wird so angegangen! Und den Schattenausaugierer halten wir für den Täter. Nun, im Sinne der Reifung und Entwicklung täuschen wir uns hier gewaltig. Der Schattenausagierer startet einen Heilungsversuch, wenn auch unbewusst und stellvertretend. Der arme nette Mensch hat Anteile, die ihm nicht mehr dienen, die dämonisch geworden sind, z. B. solche, die "arm" und "nett" sind und verdeckte oder nicht so verdeckte Energievampire sind. Außerdem hindern sie diesen Menschen daran, in seine Kraft zu kommen, seine wahre Größe einzunehmen und weiter zu wachsen. Eigentlich müsste man dem Schattenausagierer ja dankbar sein für den Wink mit dem Zaunpfahl. Die normal konditionierte Psyche erkennt diese Zusammenhänge nicht. Sie hält den "lieben" "armen" Menschen für Licht und Liebe und den Schattenausagierer für "böse" und "asozial". Die spirituell gereifte Psyche wertet nicht mehr bzw. erkennt immer den Entwicklungsvorteil und ein Geschenk darin. Es ist eine Medizin, wenn auch eine sehr bittere. Also, lieber Leser, versuchen Sie doch beim nächsten Mal das Gift zu schlucken! Dadurch wird etwas in Ihnen absterben, was sowieso dem Tode geweiht ist.

"Waaas? Das arme kleine Mädchen in mir soll ich töten?????!!!!" In inneren Arbeiten lasse ich meine Klienten diese Anteile sehr genau und direkt ansehen, am besten hält man deren Gesicht fest und guckt ihnen in die Augen. Natürlich ist die Selbstermächtigung, überhaupt klar sehen zu dürfen, dafür Voraussetzung. Meist wird sofort erkannt, dass der vermeintlich liebe Anteil gar nicht so lieb ist, sondern z. B. ein Blutsauger. Dann fällt es auf einmal leicht, sie zu töten. Die dadurch frei gewordene Energie steht dann natürlich als reine Kraft zur Verfügung, sobald der Transformationsprozess abgeschlossen ist.

Beispiel: Mein Aha-Effekt von einem Seminarwochenende

Als ich an einem Seminarwochenende teilnahm, wurde eine Seminarteilnehmerin von mir angetriggert. Ich merkte es zuerst untergründig, wusste aber nicht, von wem es ausging. Es zeigte sich dann doch in einer entsprechenden Ansprache mir gegenüber. Holla die Waldfee! Was war DAS bitte für eine Energie, die sich da gegen mich richtete. Ich blieb ruhig, dachte natürlich über den Vorfall nach. Meine erste Theorie war, dass es sich um einen Machtkampf handelte, wer welchen Rang in der Gruppe einnehmen würde und wer wem was zu sagen hätte. Allerdings verschwand damit die Situation nicht von meiner inneren Bühne. Ich spürte weiter nach und merkte, dass irgendetwas nicht passte. Am Abreisetag zog ich eine Orakelkarte, auf der "AHA" stand. Sie erschloss sich mir nicht. Zu Hause angekommen, ging ich der Sache ein paar Tage später weiter nach. Ich spürte nach in die Qualität der Energie, die auf mich gerichtet worden war. Es war eindeutig eine kali-mäßige Vernichtungsenergie. Diese Energie richtet sich nur auf das Ego, auf ein Fake. Also, auf welchen Anteil war sie gerichtet? Ich fand es heraus und legte selbst Hand an: Der Anteil war tot.

Beispiel: Zusammenbrechen

Als Kind und manchmal noch als Jugendliche brach ich regelmäßig unter den Wut-Attacken meiner Mutter zusammen. Es war nicht einfach Wut, sondern aus meiner damaligen Sicht eine Traumaenergie. Ich warf mir vor, nicht stärker gewesen zu sein, mich nicht gewehrt haben können... Später wurde mir klar, dass sie unbewusst die Vernichtungsenergie auf mich richtete und es war ein Segen, dass ich darunter zusammenbrach, denn dadurch habe ich, statt mehr Schutzmechanismen in der Psyche zu entwickeln, einiges an überschüssigem Ego verloren. Dies so zu sehen erfordert viel Mut und das tatsächliche Zulassen dieser Energie. In meinen Dreißigern ist es mir in einem Supermarkt passiert. Ich wurde heftigst angegriffen, ebenfalls mit dieser Energie, kam nach Hause und brach ebenfalls zusammen. Damals kannte ich die Zusammenhänge noch nicht so deutlich, verstand aber grundsätzlich die Botschaft. Später erschloss sich mir, wie wertvoll dieses Zusammenbrechen ist. Mittlerweile kann ich bei Bedarf dieses Zusammenbrechen auch im heilerischen Kontext erzeugen, sofern der Klient dazu bereit ist. Ich bin dann diejenige, die diese krasse Energie auf das Ich des Klienten richtet, und zwar mit dem Heilziel alles Unechte, was bereit ist zu gehen, woran der Klient aber noch festhält, wegscheppern zu lassen. Man lässt sich vernichten, man wird zu einem Nichts; und das ist ein sehr befreiendes und friedvolles Gefühl! Danach ist man verjüngt und wieder voll bei sich.

Ich und mein Schatten

Der beste Umgang mit dem eigenen Schatten besteht darin, ihn anzunehmen und zu umarmen. Auch er ist ein Teil von mir und nur mit meinem Schatten bin ich vollständig. Da alles, wirklich alles, göttlichen Ursprungs ist, ist mein Schatten es auch.

Bricht er aus, so sollte ich mich dem Schattenausbruch zuwenden: Auf wen war er gerichtet? Und aus welchen Gründen? Was ist der tiefste Grund, zu dem ich vordringen kann? Auf welchen Anteil einer anderen Person habe ich es abgesehen? Was war am Ich meines "Opfers" fällig? Nun kann ich Rückschlüsse ziehen, dass ich so einen Anteil wahrscheinlich auch habe und dass ich versucht habe, ihn stellvertretend bei jemand anders zu vernichten. Ich sollte es bei mir selbst, bei Bedarf mit Hilfe, tun.

Auch humanistische Konzepte, die einen wertschätzenden und gewaltfreien Umgang miteinander propagieren, neigen dazu, einen gewaltigen Schatten zu erzeugen, der irgendwo im Hintergrund lauert. Sofern man in solchen Konzepten unterwegs war, lohnt es sich zu erforschen, was sich da über die Jahre durch den verordneten "wertschätzenden Umgang" miteinander so angesammelt hat.

 

Fragen an das Ich

  • Wann war mein letzter Schattenausbruch? Wer war das Opfer? Worum ging es da auf der oberflächlichen Ebene? Worum ging es auf der tieferen Ebene? Auf welchen Ego-Anteil des anderen habe ich da unbewusst übersehen? Habe ich mich um ihn auch bei mir gekümmert?
  • Wann war ich das letzte Mal das Opfer eines Schattenausbruchs? Habe ich die Energie auf mich voll und ganz wirken lassen oder habe ich mich geschützt? Falls ich mich geschützt habe, habe ich den Schattenausbruch zu Heilungszwecken im Heilkontext nachgeholt und den angesprochenen Ego-Anteil vernichten lassen?

 

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