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Alchemie pur: Von der Heiligkeit der Scheiße oder "In der Annahme sein" – Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Verletzungen in Gold verwandeln

 

Inhaltsverzeichnis

 

Purist sein widerstrebt der Annahme

Das Leben gibt einem nur das Richtige. Das ist ein Grundgesetz. Nur verweigern wir Menschen uns diesem Richtigen gerne mal, was, das muss man schon zugeben, unser Leben interessant und erlebnisreich macht. Ich selbst war da besonders anspruchsvoll und hochnäsig: Dieses oder jenes war mir nie gut genug. Und dann lehnte ich es auch ab. Nein, es spricht nichts dagegen, sich gute und hochwertige Lebensmittel, Kleidung usw. zu leisten. Der Körper ist der Tempel und sollte auch so behandelt werden. Mir geht es v. a. um psychische Energien, mit denen wir in unserem Leben konfrontiert werden. Meist geschieht dies in Beziehungskontexten. Und so neigte ich in Beziehungen auch dazu, auf meinem Puristensein zu beharren und lehnte einiges ab, was mir nicht pur genug erschien von der Energie her, weil sie durch die psychischen Muster der Person, durch die die Energie lief, verzerrt wurde (und durch meine eigenen wohl auch, als blinder Fleck sozusagen), statt es anzunehmen und selbst zu purifizieren, wozu ich mich mit zunehmendem Alter durchaus qualifizierte. Grundsätzlich kann man jeden Scheiß als Dünger verwenden und Gold daraus machen, statt ihn "nutzlos das Klo runterzuspülen". Das ist die wahre Alchemie: Die Alchemie des Herzens.

In Beziehungen

Geliebt, gesehen, akzeptiert, verstanden werden – sind alles wichtige Dinge. Sie geschehen auf der Herz- oder auf der Kopfebene und erfüllen unsere Grundbedürfnisse in Beziehungen. Es gibt noch ein weiteres sehr wichtiges Bedürfnis, und zwar gefühlt zu werden. Ich verorte es in der Bauchebene. Es ist die Grundschwingung, die unsere Seele und unser Ich zusammentragen. Wenn wir diese Schwingung gespiegelt bekommen, fühlen wir uns wie auf Wolke 7. Ich habe das mit mehreren Menschen in meinem Leben erlebt, dass es einfach da war. Ein unbeschreibliches Hochgefühl! Es ist auch möglich, es direkt zu erzeugen, in sich selbst, und es auch in anderen zu verstärken. Allerdings ist es wieder mit einem gewissen Scheiß verbunden....

Die Situation sieht dann folgendermaßen aus: Ich äußere mich, zeige mich, öffne mich... Zurück kommt... Ja, was kommt dann zurück? Etwas, was bei mir Irritation und auch Verletztheit auslöst, weil das so weit weg ist von dem, was ich ausgesendet habe. Meine ursprüngliche Botschaft geht ja durch meine psychischen Schichten zum Empfänger, durch seine psychischen Schichten hindurch und dann zurück zu mir... Zerrmöglichkeiten sind unzählig. Nun kann ich natürlich sagen: Der oder die ist mir zu blöd. Er oder sie versteht mir nicht. Und es einfach lassen. Das ist ein möglicher Weg. Oder ich kann mich in Ego-Konflikte verstricken, wer was gesagt und gemeint hat... Wenn man damit bewusst umzugehen weiß, kann man durchaus was daraus ziehen und durch den Konflikt die Beziehung auf eine neue Ebene holen. Oder aber das als Rückmeldung nutzen für die eigene Zerre, die noch da ist. Es ist ja unangenehm... Und diese unangenehme Energie lässt man dann auf sich wie eine bittere Pille wirken, die dann alles Verzerrte in der Psyche entfernen soll. Wer sich bewusst in so einen Prozess begibt, hat schon eine beachtliche Reife erreicht.

Verletzung fühlen

Sicherlich haben Sie schon einmal erlebt, dass jemand zu Ihnen etwas Verletzendes gesagt hat. Manchmal sind das "böse Worte", manchmal aber auch ganz normale, manchmal sogar "gut gemeinte", auf die wir mit Verletzung reagieren. Versetzen Sie sich bitte in diese Situation zurück, egal ob sie länger her oder ganz frisch ist. Ich habe zwei Nachrichten für Sie. Die schlechte Nachricht ist: Ja, es tut weh und ist alles andere als unangenehm. Die gute Nachricht lautet: Das, was da so weh tut, ist eine Schutzschicht, also nicht Ihr Kern, denn dieser ist unverletzbar. Und diese Schicht ist dran, abgetragen zu werden. Da Sie das etwas vernachlässigt haben, der Grund ist hierfür absolut egal, geschieht es nun auf eine unangenehme bis schmerzhafte Art. Die Schutzschicht ist Ihnen nicht mehr dienlich und so schickt das Leben Ihnen die genaue richtige Erfahrung, damit Sie sie abbauen können. Tun Sie es nicht und stecken Sie die Verletzung weg oder verbarrikadieren sich hinter weiteren Schutzschichten, werden Sie das Wiederauflammen dieser Verletzung immer wieder erleben. Vielleicht wird sie sogar "chronisch". Und nein, auch das Kontrollieren der Umgebung, z. B. indem Sie Menschen "Grenzen setzen" oder sie sogar aus Ihrem Leben ausschließen, die diese Verletzung immer wieder an die Oberfläche holen, wird Ihnen langfristig nicht helfen. Das Leben wird andere Wege finden, Sie genau an den richtigen Stellen zu "verletzen", damit Sie endlich erlauben, dass diese Schutzschicht von Ihnen abblättern. Das Verletzende zielt immer auf ein Fake ab, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Die Heilung besteht also darin, diese Verletzung wirklich in ihrer vollen Tiefe zu spüren, ob am Stück oder Stück für Stück – es gibt verschiedene Wege. Und trauen Sie sich, sich Hilfe dafür zu holen. Seien Sie auch mild zu sich selbst, auch wenn Sie den Widerstand gegen die Verletzung als Spielart Ihres Egos durchschauen. Nehmen Sie das Gift als Medizin. Schlucken Sie es, lassen Sie es wirken. Werden Sie zu dem Menschen, der Sie im Kerne sind!

Vorwürfe entschlüsseln und zu Gold verwandeln

Vorwürfe und Schuldzuweisungen richten wir entweder an andere, manchmal auch an uns selbst, oder sie werden an uns gerichtet. In allen Fällen gibt es eine Botschaft für uns, die es zu entschlüsseln gibt.

Im einfachsten Falle ist die Botschaft direkt. Was uns vorgeworfen wird oder was wir anderen vorwerfen, finden wir bei uns genauso oder sehr ähnlich vor. Und: Wir lehnen es ab! Wenn ich dem anderen vorwerfe, mir nicht richtig zuzuhören, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch ich Mängel im Zuhören vorweise. Und gemeint ist richtiges Zuhören und nicht einfach Nicht-Reden.

Auch ein umgekehrter Fall ist möglich, dass die Botschaft für mich genau gegenteilig ist. Wenn ich also dem anderen vorwerfe, mir nicht zuzuhören, selbst aber ein guter Zuhörer bin, kann es sein, dass bei mir die Anteile, die auch viel reden wollen, zu kurz kommen und ich sie sogar ablehne? Statt diese Anteile anzunehmen und zu leben, flüchte ich also ins Zuhören. Dadurch entsteht ein Vorwurf.

Mein "klassischer" Vorwurf an andere war, dass sie künstlich seien, sich hinter Masken verstärken, ihren Ausdruck dämpfen würden, nicht sagen würden, was sie wirklich denken und fühlen, ihre Unsicherheit vielleicht auch verstecken, so dass ich nicht wusste, wo ich bei ihnen dran war. Das war normalerweise nicht das, was ich lebte. Ich entdeckte aber, dass ich manchmal ins Gegenteilige rutschte, also sozusagen "überauthentisch" war, meinen Ausdruck verstärkte. In einer Gesangsstunde erwischte ich mich aber auch beim Dämpfen meines Ausdrucks mit dem Ziel, möglichst den Ton zu treffen bzw., falls ich den doch nicht treffe, nicht sonderlich damit aufzufallen. Und diesen Trick warf ich den anderen in anderen Situationen ihres Lebens vor. Der Weg daraus: zu sich zu stehen, den Ton so gut treffen, wie man ihn eben kann. Wie mir meine Gesangslehrerin daraufhin erklärte: Kein Mensch, auch nicht der professionellste Sänger, treffe den Ton perfekt. Der Mensch ist eben keine Maschine! Wird er zu einer, verliert er seine Seele. Und darum geht es im Leben ganz bestimmt nicht!

Woran erkennen Sie, dass Sie den Vorwurf richtig entschlüsselt haben? Es kommt ein Aha-Erlebnis und Ruhe und Frieden kehren ein. Selbstakzeptanz breitet sich aus. Mitgefühl und Selbstliebe sind deutlich spürbar. Und es ist nicht immer einfach! Entweder weil wir etwas im Sinne eines blinden Flecks konsequent übersehen. Jeder Mensch ist betriebsblind. Oder weil der Vorwurf seine Wahrheit auf einer anderen Ebene entfaltet. Da hilft die Herangehensweise aus der Traumdeutung: Wofür steht der Vorwurf symbolisch betrachtet?

Als ich Kind und Jugendliche war, wurde ich mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Ich reagierte darauf mit Reizbarkeit und Wut. Ich konnte das mir Vorgeworfene auch nicht ändern oder abstellen. Beispiel: "Halt den Rücken gerade!" Der Satz ist ein versteckter Vorwurf. Auf der hintergründigen Ebene sind die Eltern, die das ständig ihrem Kind vorhalten, mit der Haltung ihres Kindes unzufrieden, die ja das Ergebnis ihrer Erziehung ist. Das Kind ist krumm, gebückt, also kein aufrichtiger und gerader Mensch. Nun ist mein Rücken längst gerade geworden durch die innere Arbeit und durch das Zu-mir-Stehen. Wenn ich auf diesen Vorwurf zurückblicke, empfinde ich Mitgefühl mit der Jugendlichen von damals, die es nicht besser konnte. Auch die belustigte Feststellung meiner Mutter, als ich ca. 3 Jahre alt war: "Du singst schief", war tiefer und symbolischer als man so denkt. Alle Kinder singen schief und rhythmisch daneben und haben viel Spaß dabei. Die Singstimme entwickelt sich erst mit der Zeit, wie vieles andere ja auch. Die symbolische Bedeutung für schief ist falsch. Das Singen, die Stimme ist DER Ausdruck der Seele, des Wesenskerns. Die symbolische Botschaft lautete also: "Du bist falsch. Mit dir stimmt etwas nicht." Und die saß.

Also, lieber Leser, nutzen Sie die Vorwürfe und Schuldzuweisungen aus Ihrem Inneren oder von Ihren Arschengeln (s. auch "Hallo, Schatten! Komm und hol mich!" Von der Heiligkeit des Schattens) um weiter zu wachsen und zu erblühen! Und wenn Sie hinter die Bedeutung nicht kommen, fragen Sie die Menschen, die Ihnen nahestehen. Sie werden es höchstwahrscheinlich wissen. Sie müssen sich nur noch trauen, es Ihnen zu sagen. ;-) Alternativ können Sie natürlich weiterhin im ewigen Kreislauf von Wut, Zorn, Enttäuschung, Frustration, Trauer usw. bleiben und die Annahme der Botschaft verweigern. Es ist Ihre Entscheidung und sie wirkt sich maßgeblich auf Ihre Lebensqualität aus!

 

Fragen an das Ich

  • Wie lautete der letzte Vorwurf an mich? Habe ich ihn entschlüsselt bekommen und die Botschaft angenommen? Oder bin ich noch in der Verweigerung?
  • Wie lautete der letzte Vorwurf, den ich an jemand anders gesendet habe, egal ob ausgesprochen oder nicht? Welche Botschaft steckte darin für mich? Habe ich sie entschlüsselt und angenommen?

 

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