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Die Knotenpunkte

 

Unsere Lebensspur hat Anfang und Ende. Kommen Knoten hinein, wird der Abstand dazwischen kürzer. Lösung erweitert die Lebensspanne.
(Quelle: Bildkarten zur Biografiearbeit, 2012 Don Bosco)

 

Inhaltsverzeichnis

 

Was sind die Knotenpunkte und was macht man damit in der Therapie? 

In einer Therapie geht es darum, einige Knoten, die den Alltag bestimmen und die Lebensfreude behindern, zu lösen, so dass der Mensch die ihm zur Verfügung stehende Energie frei zu seinem Wohle und zum Wohle anderer einsetzen kann. Ich stelle mir die Knoten so vor, dass es größere und kleinere gibt. Welche, die an der Oberfläche sind und unserem Alltagsbewusstsein zugänglich sind und welche, die tiefer liegen. Zu der ersteren Kategorie gehören z. B. alle bewussten Alltagskonflikte, Aufgaben, Verpflichtungen, Auseinandersetzungen, die Arbeit oder die Jobsuche, das Versorgen der Kinder usw.

Zu den größeren tieferliegenden Knoten gehören z. B. alte Erfahrungen von unverarbeiteter Trauer und Trennung, alte ungelöste Bindungen, veraltete Glaubenssätze und unsere Anpassungsstrategien. Ganz tief ist die Trennung von sich selbst anzusiedeln. Die Knoten eines Individuums Alle Knoten sind auf irgendeine Weise miteinander verbunden. Manchmal direkt, manchmal indirekt über weitere Knoten. In jedem Fall entstehen aber Wechselwirkungen. Das bedeutet aber auch, dass man therapeutisch unterschiedlich vorgehen kann. Man könnte an den kleineren Alltagsknoten ansetzen und versuchen, an diesen Stellen das Bewusstsein (Gedanken, Emotionen, Einstellungen etc.) zu verändern. Wahrscheinlich ist es das, was die moderne Verhaltenstherapie anstrebt. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass durch den Zugang über die Oberfläche auch in der Tiefe Veränderungen geschehen, was sicherlich z. T. möglich ist. Oder aber man setzt an einem tieferen Knoten an, der sich dann auf die Knoten in der Umgebung auswirkt. So stelle ich mir das bildlich vor, s. Knotenzeichnung.

Wie gehe ich vor? An welchem Knoten setzte ich an?

Ich vertraue dem Prozess und dem Anliegen des Klienten, dass er uns an den Knoten führt, der die zu dieser Zeit tiefstmögliche Ebene der Bearbeitung aufzeigt, die bewältigbar ist. Nicht oberflächlicher und nicht tiefer. Heißt das, dass sich dieser Prozess gar nicht steuern lässt? Direkt nicht. Aber ich bin der Meinung, dass er davon abhängt, wessen Begleitung man dafür sucht und ob das Bewusstsein für diese Prozesse vorhanden ist. Einige Menschen können es rein intuitiv erfassen. Viele brauchen aber doch einen Hinweis "für den Kopf", worum es hier geht und an welcher Stelle sie sich befinden. Dann können sie kurz innehalten, einen Moment in sich gehen und schauen, ob sich ihnen die nächst tiefere Ebene offenbart. An dieser Stelle wird dann klarer, was zu diesem Zeitpunkt machbar ist. Machbar heißt nicht, dass man es gleich verarbeiten und integrieren kann. Manchmal ist nur ein Schritt Richtung Anschauen und Bewusstwerden möglich. Und das ist auch in Ordnung. 

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie sieht meine Lebensschnur aus? Hat sie schon viele Knoten drin? Habe ich ein echtes Interesse daran, sie zu lösen, und so meine Lebensschnur zu verlängern, oder leide ich lieber und halte am Alten fest?
  • Habe ich bereits eine oder mehrere Therapien absolviert? In welchen Punkten haben sie mich weitergebracht? Welche Prozesse habe ich dadurch durchlaufen? Was waren ihre Vor- und Nachteile? Welche Bedürfnisse von mir wurden da erfüllt und welche nicht? Welche Knoten wurden gelöst, welche Symptome gelindert? Welche Knoten sind noch (spürbar) da? Welche Symptome sind noch da? Welche belasten mich? Welche will ich am liebsten loswerden und mit welchen habe ich mich arrangiert?
  • Bin ich bereit, meine Komfortzone noch mehr zu verlassen und mich den tiefer liegenden Knoten zu widmen? Habe ich Angst, dass dann Dinge ans Licht befördert werden, für die ich vielleicht noch nicht bereit bin? Welche Gefühle bereitet mir das? Habe ich Angst davor, dass das Bearbeiten dieser Knoten mein Leben und meine Beziehungen auf den Kopf stellen könnte?
  • Wäre ich bereit, an die tieferen Knoten zu gehen, auch wenn ich nicht direkt weiß, wie sie die Alltagsebene beeinflussen? Bringe ich genug Vertrauen in diesen sich selbst steuernden Prozess mit? Habe ich das Vertrauen, dass sich Dinge langfristig gesehen zum Guten wenden werden? Will ich diesem Prozess, der ja in mir bereits angelegt ist, eine Chance auf Entfaltung geben? Oder brauche ich harte Fakten und viel Kontrolle und will mich diesem Prozess weiter widersetzen und die Symptome in Kauf nehmen? Oder bekämpfe ich die Symptome lieber mit anderen Mitteln, z. B. mit Medikamenten oder mit Arbeitssucht?
  • Jagt mir die freiRaum-Radikalität etwas Angst und Schrecken ein? Befürchte ich, dass im freiRaum Dinge ans Licht kommen könnten, für die ich noch nicht bereit bin? Könnte ich mir vorstellen, diese Ängste zum Thema einer Sitzung zu machen und mich direkt mit ihnen zu beschäftigen? Oder braucht es einfach noch etwas Zeit? Oder ist mein Leidensdruck noch nicht hoch genug, so dass in meinem Leben noch mehr passieren muss, damit ich den Entschluss fasse, an die tieferen Knoten zu gehen?

   

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Bildnachweis:
Bild von moritz320