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Die Wut auf die Ur-Quelle: von der Wut auf das Leben und "Ungerechtigkeit" 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Die meisten Menschen tragen eine Ur-Wut in sich, die keine direkte Ursache zu haben scheint und sich immer wieder in verschiedenen Situationen entlädt. Manchmal scheinen die Situationen passend und nachvollziehbar, manchmal unpassend zu sein. Ihnen allen ist gemeinsam, dass die Ladung im Vergleich zur Situation besonders schwer liegt; ein Pulverfass offenbart sich. Verständlich ist das Zögern, dieser Wut einen Ausdruck zu verleihen. Man treffe damit meist die Falschen, man könne damit Beziehungen unwiderruflich zerstören oder anderen erheblichen nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten. Im Laufe der Erziehung wurde uns beigebracht, die Wut, die unsere Ur-Kraft ist, abzuspalten. Natürlich bricht sie trotzdem immer wieder durch, weil sie zu unserer Grundausstattung gehört.

"Dieses oder jenes ist nicht richtig oder ungerecht"

"Womit habe ich mir dies verdient?" Diese Frage hat sich bestimmt schon jeder mal gestellt. Im Leben erleben wir Situationen, die wir ungerecht, unfair, demütigend, verletzend, gewaltvoll, ohnmächtig usw. erleben. Nun, das Leben ist der Spiegel unserer Grundeinstellungen und Glaubenssätze. Gefällt uns der Spiegel nicht, neigen wir dazu, zu versuchen ihn zu manipulieren. Wir zwingen dann unsere Ehemänner und Ehefrauen, unsere Kinder oder sogar unsere Kollegen sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, damit uns der Spiegel wieder besser gefällt. Wir kontrollieren und manipulieren unsere Umgebung, damit wir unseren Schatten nicht sehen müssen. Bricht er doch aus, sind wir ganz außer uns, äußerst entsetzt und total durcheinander: "Wie konnte das bloß passieren?" Statt genauer in den Spiegel zu schauen, fangen wir an, den Spiegel verändern zu wollen und sind wütend auf ihn. Spieglein, Spieglein an der Wand... Nun, jede Manipulation hat irgendwann ihr Ende und die Wahrheit bricht sich Bahn.

Ungerechtigkeit?

Der Leser wird einwenden, dass es doch wirklich Ungerechtigkeiten gibt. Scheinbar unschuldige Menschen werden zu Opfern von Gewalttaten. Auf der Meta-Ebene gibt es allerdings immer Ursachen und niemand ist in diesem Sinne wirklich "unschuldig".

Auf einer inneren Reise wurde mir ein Indianerhäuptling präsentiert. Er war traurig und auch wütend darüber, dass die Weißen sein Land eroberten und sein Volk zerstörten. Er sagte: "Wir leben in Einklang mit Mutter Erde und ehren sie. Wir leben in Einklang mit den universellen Regeln. Das haben wir nicht verdient!" Ich war ganz bei ihm und verstand die Welt nicht mehr. Die innere Reise ging weiter und so wurden mir einige Zusammenhänge präsentiert. Der Indianerstamm hat sich einiges vorgemacht. Die Weißen haben sie nicht als ihren Spiegel erkannt, als ihren Schatten. Sie hielten sich für etwas Besseres. Überheblichkeit war ein Thema. Außerdem haben sie sich der Weiterentwicklung verweigert. Es gab Stimmen von Jugendlichen, die eine Weiterentwicklung der Traditionen einforderten. Diese Stimmen wurden unterdrückt. Die universellen Gesetze und Regeln besagen, dass man sich weiterentwickeln soll. Sie haben stattdessen an ihrer Form festgehalten. Und so wurde die Form wichtiger als der Inhalt (Verehrung der Erde). Eine Verweigerung der Weiterentwicklung wird vom Leben immer schwer "bestraft". 

Die lichtvollen Gestalten und die Verdrängungsmöglichkeit

Viele Menschen haben ein lichtvolles Antlitz entwickelt, befinden sich vielleicht auch schon auf einem bewussten spirituellen Wege. Da passt diese Ur-Wut nicht so ganz dazu. Und trotzdem ist sie da. Sie kann sich hier als Einsatz für Gerechtigkeit für Dritte äußern oder in Form eines Körperleidens oder eines Hautproblems. In jedem Fall ist der Mensch nicht 100% d'accord mit dem Leben, sei es mit seinem eigenen, mit dem Dritter oder insgesamt. Oder er schwebt über allem wie auf einer Wolke, erscheint sehr lichtvoll, dabei fehlt ihm die Erdung.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten, dass es anspruchsvoll war, mich diesem Thema zu nähern. Ich wusste schon länger, dass auch in mir diese Ur-Wut steckte, ich fühlte sie aber nicht oder nur sehr selten und kam da auch nicht weiter. Ich musste davor sehr viel Heilarbeit machen und kurz davor besonders viel Schattenkonfrontation. Ich musste praktisch alle Annahmen, die ich über mich hatte, entweder überprüfen oder auch ganz viele davon löschen und sterben lassen, bevor sich mir die tieferen Zusammenhänge und auch meine Beteiligung daran offenbarten.

Auch hängt mit der Verdrängung eine gewisse Bequemlichkeit zusammen bzw. die illusionäre Hoffnung, das Thema oder die Themen würden sich von alleine erledigen und man könnte sich die Auseinandersetzung oder die Mühe sparen. Im Endeffekt macht man die Erfahrung, dass das nicht geklappt hat, und wird... ...wütend... Wütend auf sich selbst, dass man der Illusion und der Hoffnung und der Bequemlichkeit aufgesessen ist. Die Themen setzen sich über kurz oder lang auch bei stärkster Verdrängung durch.

Die Wut auf die Quelle ist die Folge einer falschen Programmierung

Im Endeffekt erschaffen wir uns die Wut selbst, indem wir uns die Vorkommnisse erschaffen, weswegen wir dann auf das blöde Leben wütend sein können. Das Leben ist nur der Spiegel unserer Glaubenssätze, unserer Programmierung. Wir haben uns dafür, wenn auch häufig unbewusst, entschieden. Das Leben hält sich immer an die Regeln und präsentiert uns genau das, was wir uns programmiert haben. Wir schätzen es dann als unfair ein und werden wütend. Dabei müssten wir nur in den Spiegel gucken und Korrekturen vornehmen. Allerdings haben wir das eine Zeit lang nicht gemacht und so hat sich eine beträchtliche Menge Wut angesammelt, die aufzulösen manchmal nicht so einfach ist.

Die Wut auf die Ur-Quelle auflösen

Der erste Schritt bestünde darin, sich einzugestehen, dass man sie überhaupt hat, auch wenn man sie manchmal nicht fühlen kann. Stellen Sie sich vor, Ihr Leben ist ein Buffet. Lassen Sie sich vor Ihrem inneren Auge anzeigen, wie das Buffet aussieht. Was sehen Sie darauf? Dinge, die Ihnen gut schmecken? Alles in Fülle und Hülle? Oder ist Ihr Buffet eher von Mangel geprägt? Oder haben Sie da etwas darauf liegen, was Sie gar nicht mögen und wollen? Am Bild Ihres Buffets können Sie schon einmal ablesen, wie es um Ihre Ur-Wut steht. Spüren Sie ein Gefühl von Ungerechtigkeit, von Wut beim Anblick des Tisches? Enttäuschung? Frustration? Angst, dass nicht genug da ist oder dass nicht genug nachkommt, wenn Sie etwas nehmen? Brennende Wangen? Kleine fast zugekniffene Augen? Oder Gedanken, dass andere doch mehr (wahlweise: weniger) haben und das unfair wäre! Das alles sind sichere Anzeichen für eine Wut auf die Ur-Quelle. Achtung! Die Psyche kann hier einem einen Streich spielen und ein geschöntes Bild schicken nach dem Motto "alles bestens, keine Wut". Auch eine umgekehrte Variante, eine zu negative Sichtweise, ist häufig. Bitten Sie Ihre Psyche um ein wahrhaftiges Bild. Fordern Sie es eindringlich ein. Halten Sie den Ist-Zustand fest. Manchmal ist es gut, noch nicht gezielt weiterzugehen. Das Leben wird schon von alleine für die Klärung dieses Themas sorgen, wenn Sie darum bitten.

Der zweite Schritt bestünde darin, sie gezielt aufzuspüren. In welchen Situationen wird sie geweckt? Ich habe z. B. eine Tara in meiner Praxis als kleine Statue. Manchmal spürte ich Hass auf sie: "Ich will diesen blöden Aufstiegsweg nicht gehen. Ihr könnt mir gestohlen bleiben mit eurer Scheiß-Erleuchtung! Ich habe keinen Bock." Darüber konnte ich mich mit diesen verborgenen und verdrängten Hass- und Wutgefühlen verbinden. Auch andere Menschen können einen triggern, z. B. jemand, der unzufrieden mit seinem Leben ist und sich deutlich sichtbar in der Opferhaltung suhlt. Oder andere, externere Wut-Auslöse-Quellen, wie Politiker, Journalisten, Nachbarn usw. Die Wut auszuagieren bringt dabei nichts. Die momentane Ladung wird abgebaut, ohne dass sich an der Ur-Wut etwas ändert. Man muss im Fühlen so weit vordringen, dass man an den Schmerz dahinterkommt. Mir half es, von meinem Mann festgenagelt zu werden, dass die Gründe für meine Wut, die ich in so einem Moment anführte, alle nicht stichhaltig genug waren, dass da etwas anderes dahinterstecken konnte. Vom Kopf her wusste ich, was es war. Plötzlich bekam ich heftigste Halsschmerzen wie bei einer schlimmen Erkältung. Ich konnte nur sagen: "Es tut so weh. Es tut so weh." Und ich vermutete einen Ausdrucksverbot. Mit dem körperlichen Schmerz und der Aussprache des Verbots brach der emotionale Ur-Schmerz aus und mit ihm die Ur-Tränen. Worum genau es ging, wusste ich nicht. Wichtig ist, dass man an diesen Ur-Schmerz hinter der Ur-Wut kommt und ihn zum Ausdruck bringt. Die genauen Umstände sind nicht wichtig, zumal sich da einfach vieles im Leben und über viele Leben angesammelt hat. Wahrscheinlich werden Sie die Ur-Wut Schicht für Schicht befreien müssen. Bei uns allen hat sich, wie gesagt, jede Menge angesammelt.

In der Aufstellungsarbeit

In der Aufstellungsarbeit kann man, wie bei jeder anderen Rückbindungsarbeit auch, die Ur-Quelle oder das Leben und das aktuelle Ich aufstellen und die Rückbindung des Ich an die Ur-Quelle in kleinen Schritten einleiten. Alle Gefühle, die dabei auftauchen, müssen zum Ausdruck gebracht werden. Das ist wirklich die klassische Rückbindungsarbeit, für die Aufstellungen sehr gut geeignet sind. Alle Vorwürfe und Haltungen, z. B. dass das Leben einem etwas schulden würde, können so ausgedrückt werden (Nein, man schuldet dem Leben etwas, und zwar seine Entfaltung und das Leben seines Potentials. Deshalb ist man überhaupt am Leben! Es ist so, als würde eine Rose sich weigern, zu blühen!). Auch tief verborgene Glaubenssätze, zu denen man sonst keinen bewussten Zugang im Alltag hat, die in der Tiefe trotzdem wirken.

In der Aufstellungsarbeit ist das Leben / die Ur-Quelle ein ruhiger Konfrontationspartner, der immer auf sich selbst verweist, auf die eigenen Entscheidungen und die Eigenverantwortung. Man erntet, was man gesät hat. Und es ist völlig egal, ob man in bewusster oder unbewusster Weise gesät hat. Die Ausrede, dass es die unbewussten Anteile waren, gilt hier nicht.

Die Wut auf sich selbst

Im Endeffekt ist diese Ur-Wut auf das Leben und auf die Quelle eine unglaublich heftige Wut auf sich selbst. Entweder wir spalten uns von ihr ab, weil sie uns Angst macht, oder wir leben sie in cholerischer, zickiger oder passiv-aggressiver Form. So oder so verweigern wir uns dem Leben und unserer Kraft, denn diese Wut ist gleichzeitig unsere stärkste Kraft, unsere Power.

Nun, weswegen ist der Mensch so wütend auf sich? Er ist eben wegen dieser Verweigerung wütend. Ich verweigere mich dem Leben, was das Leben dann ja zurückspiegelt. Und so entsteht die Wut auf das Leben, auf bestimmte Situationen, Prozesse oder Menschen. Dabei sind das natürlich nur Projektionen, wenn häufig auch sehr hilfreiche! Ein anderer Wut-Klassiker, natürlich auch eine Variation von "Es läuft nicht so, wie es sollte", besteht darin, dass man sich in Bezug auf seinen Stand täuscht. Das Leben spiegelt den wahren Entwicklungsstand und man wird wütend, glaubte man doch, bereits weiter in seiner Entwicklung zu sein.

Der Satz: "Ich bin nie wütend, weswegen ich meine" sollte sich jeder reifere Mensch merken und immer wieder anwenden. Was ist der wahre Grund für meine Wut? Für meine Kraftstauung? Und ja, natürlich gehört auch Angst vor dieser Kraft dazu. Aber, lieber Leser, keiner erwartet, dass Sie Ihre Kraft sofort voll und ganz annehmen und mit 200kmh durch Ihr Leben rasen. Machen Sie zuerst den Führerschein, fangen Sie mit Tempo 30 an, passen Sie Ihr Tempo später flexibel an, gehen Sie in Ihre Kraft und in Ihre Macht. Das Leben wird Sie reichlich beschenken.

Die Verbindung zu einem Krafttier

Hilfreich und unterstützend kann das Wiederaufnehmen bzw. das Ausbauen der Verbindung zu seiner eigenen animalischen Ur-Kraft sein. Diese erscheint meist in Gestalt eines Tigers oder eines Panthers. Die Verbindung kann auf verschiedene Weisen gestärkt werden. Man kann das Tier malen oder zumindest ein Bild von ihm ausdrucken und sichtbar aufhängen. Man kann auf dieses Bild meditieren, sich diese Kraft einladen, das Fell berühren, die Energie in sich strömen lassen. Man kann sein Wasser mit dieser Energie aufladen, indem man das Wasserglas auf ein Bild des Tieres stellt und es zu sich nimmt. Das macht man so lange, bis man das Gefühl hat, die Kraft gut verinnerlicht zu haben. Es muss nicht perfekt sein, sondern für den jetzigen Abschnitt ausreichend. Wenn der weitere Ausbau der Verbindung dran ist, wird man es mitbekommen.

Sich dem Leben öffnen

Der wichtigste Lernschritt ist, sich dem Leben voll und ganz (oder so weit es möglich ist) zu öffnen. Der Spiegel ist ein Spiegel und wird so angenommen und man will ihn nicht mehr manipulieren. Wo Wut auftaucht, taucht sofort die Frage auf: Welche Schritte verweigere ich? Oder welches Feedback des Lebens nehme ich nicht an? So wird die Wut in mehr und mehr Kraft verwandelt und so kannst du dir das Leben kreieren, wie es sich deine Seele und du wünschen, indem du diese Kraft in Übereinstimmung mit deinem höheren Wohle einsetzt.

An dieser Stelle teile ich zur Inspiration mit, was ich mir im Laufe meines Aussöhnungsprozesses als Leitfaden aufgeschrieben habe: Durch Prozesse zu gehen macht mich vertrauensvoll und lebendig. Neues lässt mich lebendig fühlen. Das Leben ist immer lohnenswert und genussvoll. Ich passe mich ihm leicht an. Ich bleibe in Kontakt mit mir und der Welt! Ich überlasse die Dinge ihrem Lauf. Ich vertraue dem Leben. Es meint es gut mit mir. Es ist sicher zu leben. Alles bekommt mir gut. Ich atme tief und frei. Ich gehe friedvoll in den Tod, wenn er zu mir kommt. Ich vertraue mich der Genesung an, wenn ich krank bin. Heilung ist mein Freund. Ich finde allzeit eine Lösung; ich kläre meine Themen meinem Tempo entsprechend und bekomme jederzeit Hilfe. Meine Geistige Führung ist allzeit für mich da und trägt mich. Ich schaue vertrauensvoll in die Zukunft. Ich schlafe gut, sicher und geborgen. Ich bin bei mir und standfest. Das Licht und die Dunkelheit sind meine Freunde; sie tragen mich. Ich umarme meinen Schatten; auch er ist ein wichtiger Teil von mir.

Ich bin angekommen. Ich bin beschützt und geborgen. Ich bin geliebt. Ich gehe meine Schritte. Ich gestalte mein Leben!

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie viel Wut auf das Leben trage ich in mir? Bin ich 100% mit meinem Leben d'accord? Oder finde ich etwas unfair? Aktuell oder früher?
  • Bin ich bereit, mich mit dem Leben und seiner Ur-Quelle auszusöhnen? Weiß ich, dass ich derjenige bin, der sich in Bewegung setzen und seine Projektionen auf das Leben klären muss? Oder bin ich weiterhin der Meinung, dass mir das Leben etwas schuldet?
  • Weswegen bin ich wütend auf mich? Welche Schritte stehen aus, vor denen ich Angst habe? Oder habe ich einen weiteren Schutz aufgebaut, um diese Schritte nicht zu sehen? (Dieser Schutz besteht typischerweise aus "Verwirrtheit" und "Ratlosigkeit", dem eine verborgene Entscheidung zugrunde liegt, nicht klar sehen zu wollen. Oder man lächelt die Wut weg. Oder man spürt sie überhaupt nicht.)
  • Welches Feedback des Lebens will ich nicht annehmen? Wo versuche ich den Spiegel zu ändern? Auf welche(n) Spiegel bin ich wütend? Wovor habe ich Angst? Was würde passieren, wenn ich mich doch für dieses Feedback öffnen würde? Welche Teile meines Egos würde ich dadurch verlieren? (Beachte: Sich selbst verliert man nie, nur das, was man für sich selbst hält, kann verletzt oder zerstört werden.)

 

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